32 · Felsspaltengarten Gneis

Vor Ihnen steht der "saure" Bruder des weiter hinten im Garten befindlichen Felsspaltengartens (Quartier 18): Ist es dort basisches Kalkgestein, so bildet hier der silikatreiche Gneis mit der grünlichen Serpentin-Einstreu ein saures Milieu. Der Gneis stammt aus Münchberg und ist vor 390 Millionen Jahren während einer Gebirgsbildung unter hohem Druck und Hitze im Erdinneren entstanden. Unser Hofer Stadtgärtner Christoph Ruby hat mit dieser gärtnerischen Kunst am Bau aus 30 Tonnen senkrecht geschichteter Gneisplatten die Kunst des "crevice gardening" weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht. Schwerpunkt des Quartiers ist der Seidelbast.

Rosmarin Seidelbast - daphne cneorum var. pymaea

Seidelbast - ein Seidel, bitte!

Zeigerpflanze Mit 70 bis 90 Arten ist der Seidelbast praktisch weltweit verbreitet. Sein botanischer Name Daphne leitet sich von der gleichnamigen Nymphe her. Diese sah keinen Ausweg mehr, wie sie sich den Avancen des liebestollen Gottes Apollon erwehren könne. Erschöpft von der Verfolgung durch Apollon flehte sie zu ihrem Vater Peneios, dass er ihre offenbar aufreizende Gestalt ändern möge. Gesagt, getan: Ihre Glieder erstarrten und sie verwandelte sich in einen Lorbeerbaum. Jetzt hat Lorbeer mit Seidelbast wenig zu tun, aber ihre Blätter ähneln sich - das reichte für die Namensgebung ... Hier abgebildet ist der Kleine Rosmarin-Seidelbast (Daphne cneorum var. Pygmaea). Diese seltene Art wächst in Nord-Italien, Südost-Frankreich und in den Alpen und ist gesetzlich geschützt. Die Blüten verströmen einen betörenden nelkenartigen Duft.

Info Der Verzehr von zehn Beeren ist bereits tödlich. Isst man die Beeren, beginnen Lippe, Zunge und Hals wie Feuer zu brennen. Das erklärt seine volkstümliche Bezeichnung "Kellerhals". Kellen bedeutete früher "quälen".

Gewöhnliche Bitterwurz - mit Lewis &Clark in die Rocky Mountains

Zeigerpflanze Früher glaubte man, dass Bitterwurze (Lewisien) hierzulande nur in speziellen alpinen Gewächshäusern gedeihen können. Aber unser damaliger Stadtgärtner Hermann Fuchs belehrte alle eines Besseren. Er erhielt 1974 vom renommierten Garten- und Pflanzenbuch-Autor Fritz Köhlein aus Bayreuth eine Gewöhnliche Bitterwurz (Lewisia cotyledon), die er in seinen privaten Garten setzte. Ein Jahr später blühte sie überreich und produzierte viel Saat. Die Lewisien galten damals als sehr selten, und Saat wurde fast so teuer gehandelt wie Gold. Flugs alles erneut ausgesät erhielt er 1.200 blühende Pflanzen - ein kleines Wunder! Lewisien mögen es trocken und nicht zu warm. Denn heimisch sind die knapp zwanzig Arten der Gattung Lewisia in den Gebirgen von Alaska bis Mexiko, darunter den Rocky Mountains. Dort findet man sie an nördlich exponierten, regenarmen Felswänden aus saurem Silikatgestein wie hier im Quartier.

Info Ihren Namen erhielten die Lewisien zu Ehren von Meriwether Lewis, der in einer lebensgefährlichen Expedition 1804 zwei Jahre lang die Rocky Mountains durchquerte, um einen schiffbaren Wasserweg vom Atlantik zum Pazifik zu finden (Lewis-Clark-Expedition).

Entspannen in Bayerns steinreicher Ecke: Wir freuen uns auf Ihren Besuch!